Die Protagonistin stellt sich vor, sie sei „ein Baum, draußen im Wald, nicht drinnen im Park. Denk mich als Riesin, stämmig und stark, zähl mich unendliche Jahre alt. Aus dem Boden, wo meine Zehen wurzeln, wächst mir ein einzelnes Bein Richtung Licht. Hinauf, hinauf, über Brust und Bauch. Schatten tanzen um mein Gesicht.“ Sprachspielerisch in Gedichtform geht es nun weiter. Was kann ich sehen, fühlen und hören als Baum? Ich stehe auf festem Grund, ich rieche Moos und höre es rascheln und knacken. Und dann bemerke ich noch jemand anderen. Ebenfalls ein Lebewesen, aber anders als ich, der Baum. Ich erkenne, dass der Planet wunderbar wild ist. „Grenzenlos hat er sich selbst geordnet“. Gehören nicht auch Menschen dazu? Aber ich, der Baum erkenne, dass ich sie nicht vermisse, denn sie ordnen sich den einfachen Regeln des Paradieses nicht unter: „Wer etwas nimmt, wird auch etwas geben. Und wer vergeht, kommt stets zurück. Wieder und wieder ins Leben geboren. Dadurch fehlt nichts und nichts geht verloren. Reich ist die Erde, wunderbar …“ Ein Mensch könnte dieses Wunder bewundern, aber wie muss er sein? „Er müsst sein wie wir, dass ihm nichts zu klein, nicht ein Augenblick zu minder scheint. Bescheiden bewahren, das Unsere schützen, das Ringsum betrachten als kostbaren Schatz. Für einen solchen Bilderbuchmenschen wäre bei uns auf der Erde noch Platz.“ Und die Protagonistin erkennt, dass sie dieser Mensch sein möchte: „Denk mich als Mensch einer anderen Art. Als Geschöpf unter vielen – achtsam und zart.“
Dieses philosophische Bilderbuch zum achtsamen Umgang mit der Natur ist für Leser*innen ab 4 Jahre geeignet.
„Wie ich die Welt mir träume“ von Melanie Laibl und Stella Dreis
Edition Nilpferd, ISBN 978-3-7074-5297-6, 32 Seiten