Caroline Wahl wurde 1995 in Mainz geboren und wuchs in der Nähe von Heidelberg auf. Sie studierte in Tübingen und Berlin Germanistik und Deutsche Literatur. Sie arbeitete nach ihrem Studium für mehrere Verlage und debütierte 2023 mit ihrem Roman „22 Bahnen“. Der Roman wurde auf der Frankfurter Buchmesse zum Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen gewählt. In vorangegangenen Jahren waren die Sieger in dieser Kategorie z.B. „Altes Land“ von Dörthe Hansen, „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens, „Vom Ende der Einsamkeit“ von Benedict Wells und „Was man von hier aus sehen kann“ von Marianna Leky.
Zum Inhalt: Tilda studiert Mathematik und sitzt im Anschluss an ihre Seminare an der Kasse eines Supermarktes, um den Lebensunterhalt für sich, ihre kleine Schwester Ida und ihre alkoholkranke Mutter bestreiten zu können. Tildas Tage sind streng durchgetaktet, um für ihre Familienangehörigen sorgen zu können. Sie gönnt sich lediglich jeden Tag 22 Bahnen zu schwimmen, als Ausgleich zum psychischen Stress.
Sie ist eine begabte Studentin und ihr Professor unterbreitet ihr das Angebot, in Berlin zu promovieren. Doch dafür müsste sie ihre kleine Schwester Ida verlassen. Hin und hergerissen von dem Wunsch, in eine andere Stadt zu gehen und dem Verantwortungsgefühl gegenüber der kleinen Schwester, wirft die Begegnung mit Victor sie gänzlich aus der Bahn. Tilda verliebt sich in ihn. Allerdings war sie mit seinem jüngeren Bruder Ivan befreundet, der mit dem Rest der Familie bei einem Autounfall ums Leben kam. Victor ist nur zurückgekehrt, um das Haus der Familie zu räumen. Er ist distanziert und unnahbar. Und für Tilda ist es deutlich wichtiger, ihren Plan zu verfolgen: Sie will ihre kleine Schwester überlebensfähig machen und ihr Strategien beibringen, um dem Leben mit der alkoholkranken Mutter standzuhalten, damit sie selbst nach Berlin gehen kann.
Aber dann wir Tilda krank und auf einmal ist Viktor da, um zu helfen.
Ein Buch dessen Inhalt an vielen Stellen schlucken lässt und das dennoch immer wieder hoffnungsvoll und versöhnlich ist.
Allerdings weise ich darauf hin, dass der Schreibstil der Autorin polarisiert. Sie wählt weitestgehend den Dialog und hier finden schnelle Wechsel zwischen manchmal nur sehr kurzen Sätzen statt. Sie schreibt direkt und schmückt nichts aus. Für mich war diese Art sehr stimmig und authentisch, also den Charakteren der Geschichte entsprechend. Dem ein oder anderen wird vielleicht eine poetische Sprache fehlen.
„22 Bahnen“ von Caroline Wahl
Dumont Verlag, ISBN 978-3-8321-6803-2, 208 Seiten