Ein sehr besonnener Roman, der mit seiner klaren Sprache und seinen liebevoll erdachten Charakteren in den Bann zieht und nicht wieder loslässt.
Die Pulitzer-Preisträgerin hat eine Geschichte über das menschliche Miteinander „im Kleinen“ geschrieben, während sich die Welt sich im Ausnahmezustand befindet. Wir treffen auf Personen, die bereits aus vorangegangenen Romanen bekannt sein können, aber für den Lesegenuss des vorliegenden Buches nicht bekannt sein müssen.
Dich Ich-Erzählerin Lucy Barton beginnt den Roman mit dem Satz „Ich hatte es so wenig kommen sehen wie die meisten.“
Im März 2020 erhält sie einen Anruf von ihrem Ex-Mann und immer noch besten Freund William, der sie dazu auffordert, mit ihm New York zu verlassen und die kommende Zeit in einem abgelegenen Haus in Maine zu verbringen, um sich vor Corona zu schützen. Sie lässt ihr Zuhause, ihre beiden erwachsenen Töchter und ihre Freunde zurück und erlebt aus dieser Einsamkeit heraus die Pandemie und den Lockdown.
Elizabeth Strout gelingt es einmal mehr, komplexe Charaktere zu erschaffen, deren Erlebnisse, Differenzen, Leidenschaften und Bedürfnisse dem Lesenden bekannt sind. Sie beschreibt mit genauem und liebevollem Blick die Probleme und Themen ihrer Protagonisten und übt ohne Spektakel und Spannungsbogen einen Sog aus, der von der ersten bis zur letzten Seite anhält.
Mir hat dieser ruhige und unaufgeregte Roman als Bettlektüre gut gefallen und ich freue mich auf neue Bücher von ihr!
„Am Meer“ von Elizabeth Strout
Luchterhand Verlag, ISBN: 978-3-630-87748-8, 288 Seiten