Die Postkarte


Eigentlich ist dieses Buch kein Roman, sondern eine wahre Geschichte. 

2003 findet die Mutter der Autorin eine Postkarte im Briefkasten auf der nichts weiter als vier Namen stehen. Es sind die Namen der Angehörigen, die in Auschwitz ermordet wurden. Anne Berest fragt nach und ihre Mutter erzählt ihr vom schrecklichen Schicksal der Familie Rabinowicz. Wer diese Karte geschickt hat und warum, weiß sie aber nicht.

Viele Jahre später erlebt die Tochter der Autorin antisemitische Anfeindungen auf dem Schulhof. Anne Berest erinnert sich an die Erzählungen ihrer Mutter und nimmt die Konfrontation ihrer Tochter zum Anlass, der eigenen Familiengeschichte und der Herkunft der Postkarte nachzuspüren. Dadurch können im Buch zwei Ebenen miteinander verbunden werden: die geschichtliche und die gegenwärtige. Fakten werden mit der Genauigkeit eines Sachbuches dokumentiert und die Spannung eines Romans wird dennoch aufrechterhalten.

Es ist nicht nur eine Familiengeschichte, die über fünf Generationen hinwegerzählt wird, sondern auch eine Geschichte über jüdische Identität und damit hat sie (leider) einen sehr aktuellen Bezug.

Die Protagonisten wachsen dem Lesenden ans Herz und man möchte laut aufschreien, wenn man von ihren Plänen und Hoffnung liest und von ihrer tragischen Ahnungslosigkeit. 

Mich hat dieses Buch sehr ergriffen, berührt und nicht wieder losgelassen.

Und zum Schluss erfahren wir zum Glück auch noch, was es mit der geheimnisvollen Postkarte auf sich hat.

Die Postkarte von Anne Berest
Berlin Verlag, ISBN 978-3-8270-1464-1,544 Seiten