Tasmanien


In diesem Buch geht es um nahezu alles, was die Welt im Moment und in der letzten Zeit aus den Fugen gebracht hat: Die Pandemie, der Krieg in der Ukraine, islamistische Attentate und die Klimakrise. Und doch ist es die persönliche Krise des Protagonisten, die dazu führt, dass sein vermeintlich sicheres Umfeld Risse erhält.

Paolo Giordano, 1982 in Turin geboren, hat einen neuen Roman geschrieben. Sein Debüt „Die Einsamkeit der Primzahlen“ sorgte bereits für die Anerkennung des Wissenschaftlers als Sprachästhet. Spätestens seit 2008 weiß man also von Giordanos Fähigkeit, trockene Wissenschaft und feinsinnige Formulierungen zu verbinden. Auch sein neuer Roman „Tasmanien“ zeugt von dieser Fähigkeit.

Das Alter Ego Paolo erfährt von seiner Lebensgefährtin, dass sie nicht weiter versuchen möchte, über die Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung schwanger zu werden. Er fühlt sich von ihrer Entscheidung übergangen und zieht sich zurück, bzw. tritt die Flucht an. Sein Ziel ist Paris, das noch stark geprägt ist von dem Anschlag im Bataclan: Terroristen haben mit Maschinengewehren und Handgranaten auf 1500 Besucher eines Konzertes geschossen. Er wird viele Menschen treffen und über die prägenden Themen unserer Zeit sprechen, allen voran der Klimawandel, aber eben auch Globalisierung, Terroranschläge, Kriege.

„Tasmanien“ könnte der Ort sein, an den es sich im Fall der Apokalypse, lohnt zu fliehen und eine neue Welt aufzubauen, zumindest in der Theorie einiger Wissenschaftler.

Giordano hat ein sehr trauriges Buch geschrieben über die komplexen Probleme unserer Zeit und ein Buch über einen nach Trost suchenden Menschen. Er verknüpft die beiden Ebenen sehr geschickt miteinander, indem er ein für uns greifbares Schicksal mit den Elementen aus der Wissenschaft verwebt.

Sein Schreibstil ist poetisch und lakonisch, manchmal sogar ironisch, aber ich gebe zu, dass es für mich eine Herausforderung war, am Ball zu bleiben. Neben den vielen Schauplätzen, Zeitebenen und Themen, verzichtet der Autor auch noch darauf, die wörtliche Rede zu kennzeichnen, was es mir nicht leichter gemacht hat, ihm immer zu folgen.

Und dennoch möchte ich eine Leseempfehlung aussprechen, denn in diesem Roman sind die Themen unserer Zeit vereint. Leider ohne Lösung …

Tasmanien von Paolo Giordano
Suhrkamp Verlag, ISBN 978-3-518-43132-0, 335 Seiten