Daniel Kehlmann hat bereits zahlreiche Romane geschrieben. Die beiden erfolgreichsten waren „Die Vermessung der Welt“ und „Tyll“.
In seinem neuen Roman „Lichtspiel“ portraitiert der Autor den Filmregisseur Georg Wilhelm Pabst, der zu den berühmtesten Regisseuren der Weimarer Republik gehörte, ein Gegner der Nazis war und schlussendlich doch mit ihnen kooperierte.
Ich hatte noch nie von ihm gehört und vermutete schon, er sei eine Erfindung des Autors. So glaubhaft, wie er Pabst auch darstellte, wäre es Kehlmann absolut zuzutrauen und es wäre mir tatsächlich egal gewesen, denn die Geschichte war so überzeugend und gelungen und bildete ein authentisches Bild, ob Pabst nun in dieser Zeit gelebt hat oder nicht. Und so fand ich tatsächlich erst heraus, wer Pabst war, als die Feuilletons über „Lichtspiel“ berichteten.
Georg Wilhelm Pabst, ein Österreicher, drehte „Die freudlose Gasse“ und „Die Büchse der Pandora“, beide sind Klassiker des Stummfilms. Er machte Greta Garbo und Asta Nielsen berühmt. Heute findet man kaum Informationen über ihn, denn die Filme, die er für die Nazis drehte, waren sehr seicht und er geriet in Vergessenheit.
Kehlmann erzählt die Geschichte eines Mannes, der als links und als pazifistisch galt und dennoch den Kompromiss einging, für die Nazis zu arbeiten. Es ist ein Buch über Opportunismus nach dessen Lektüre man sich fragen muss, ob man nicht selbst auch so reagiert hätte.
Ein brillanter Roman, der von der ersten Seite an seinen Sog entwickelt. Kehlmann erzählt voller Leichtigkeit mit Situationskomik und Ironie über das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte.
Lichtspiel von Daniel Kehlmann
Rowohlt Verlag, ISBN 978-3-8321-8278-6, 480 Seiten