Yoga Town


Daniel Speck ist in München aufgewachsen. Seine Mutter war deutsche Erziehungswissenschaftlerin, sein Vater tunesischer Arzt. Nach dem Abitur und Zivildienst absolvierte er verschiedene Praktika bei Filmproduktionen, bevor er selbst Kurzfilme drehet. Sein Durchbruch als Autor schaffte er 2016 mit „Bella Germania“. Es folgten „Piccola Sicilia“ und die Fortsetzung „Jaffa Road“. Er erzählt gerne Familiengeschichten über mehrere Generationen hinweg.

Zu seinem neuen Roman „Yoga Town“: Die Brüder Marc und Lou wachsen ohne Mutter bei ihrem autoritären Vater auf. Ihre Bindung zueinander ist so fest, dass Lou seinen jüngeren Bruder Marc begleitet, als dieser, nach einem Streit mit dem Vater, dessen Mercedes klaut, um sich auf den Weg nach Indien zu machen. Er will den so genannten Hippie Trail reisen. Lous Freundin Marie begleitet die beiden und in Istanbul stößt noch Corinna dazu. Zu viert erreichen sie Rishikesh am Fuß des Himalayas und verbringen dort die beste Zeit ihres Lebens. Sie nehmen Drogen und haben Sex, treffen den Pop-Guru Maharishi und die Beatles, die ebenfalls, wie alle anderen, versuchen ihr Bewusstsein zu erweitern und dort das legendäre weiße Album komponieren.

Doch etwas muss in Indien passiert sein, denn nur Lou und Corinna kehrten nach Deutschland zurück.

Aus der Gegenwart heraus wird von der Vergangenheit erzählt. Lou lebt als Alt-Hippie in Berlin und betreibt einen Gitarrenladen. Seine Tochter Lucy ist Yoga-Lehrerin und steckt in einer Sinnkrise. Dann verschwindet Lucys Mutter Corinna und ziemlich schnell wird klar, dass sie in Indien sein muss, um mit dem Vergangenen Frieden zu schließen. Vater und Tochter folgen ihr und Lucy erfährt von dem lang gehüteten Familiengeheimnis.

Ein sehr unterhaltsames Buch, dass auf fast jeder Seite den Spirit der damaligen Zeit versprüht, aber durchaus auch einen kritischen Blick darauf wirft. Denn es war für Hippies und Inder ein Kulturschock sich zu begegnen. In Ashram ging es wider Erwarten eher konservativ zu: Geschlechtertrennung, kein Sex, keine Drogen und die Inder wussten mit der Idee der freien Liebe nicht viel anzufangen und so kam es natürlich zu vielen Missverständnissen, Problemen und Streitigkeiten.

Der Roman fesselt von der ersten Seite an. Die Charaktere sind vielschichtig und als Leser*in weiß man bei Differenzen kaum zu wem man halten soll.

Und dann ist da noch die Ebene der Musik: Nicht nur die Beatles, sondern auch Songs wie „San Francisco“, „Tambourine Man“ u. v. m. garantieren während des Lesesogs wunderbare Ohrwürmer.

Absolute Leseempfehlung!

Yoga Town von Daniel Speck
S. Fischer Verlag, ISBN 978-3-949465-04-8, 480 Seiten